Aachen im Herzen, jeden einzelnen Menschen im Blick

Nach 31 Jahren als Mitglied des Deutschen Bundestags, neun Jahren als Bundesministerin für Gesundheit und vier Jahren als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags ist Schluss. Ulla Schmidt tritt 2021 nicht erneut als Bundestagsabgeordnete für Aachen an.

„Ich habe schon nach der letzten Wahl gesagt: Das ist meine letzte Kandidatur“, begründet Schmidt ihre Entscheidung. „Jetzt ist Zeit für neue Ideen.“ Aber natürlich werde sie sich auch weiterhin engagieren: „Völlig unpolitisch sein, das könnte ich gar nicht und das würde mir auch niemand glauben.“ So bleibt die 71-jährige weiterhin Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und setzt sich für Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Ein Anliegen, das sie schon lange begleitet – sogar länger als die Politik. Schließlich war die gebürtige Aachenerin als Lehrerin an einer Schule für Lernbehinderte tätig, als sie 1983 in die SPD eintrat und 1989 in den Rat der Stadt Aachen gewählt wurde.

„Ich war Mitglied des ersten gesamtdeutschen Bundestags“, blickt Ulla Schmidt zurück. „Seitdem hat sich politisch in Deutschland viel getan. Ich durfte an vielen Entwicklungen mitwirken, die das Leben für viele Menschen in Aachen und in Deutschland besser gemacht haben.“

Diese besondere Leistung weiß natürlich auch ihre Partei zu schätzen: „Ulla Schmidt ist einzigartig“, schwärmt der Aachener SPD-Vorsitzende Mathias Dopatka. „Es ist beeindruckend, mit wie viel Einsatz und Überzeugung sie die Politik der letzten drei Jahrzehnte geprägt hat. Sie war immer unsere starke Stimme in Berlin.“ Er ist sicher, dass das auch die Aachenerinnen und Aachener so sehen: „Ihre Nähe zur Stadt und zu ihren Menschen zeichnet sie aus. Dafür gilt ihr unser größter Dank.“

Dopatka blickt jedoch nicht nur zurück, sondern auch nach vorne: „Natürlich ist es nicht einfach, eine geeignete Nachfolgerin für Ulla Schmidt zu finden.“ Umso mehr freut er sich, dass der Parteivorstand einstimmig eine ähnlich starke und engagierte Kandidatin nominiert hat. „Und“, so Dopatka mit einem Augenzwinkern, „sie ist ebenfalls gebürtige und leidenschaftliche Aachenerin.“

Ulla Schmidt, MdB (links) und Ye-One Rhie (rechts)

Die Rede ist von Ye-One Rhie, der stellvertretenden Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Aachener SPD. Die 33-jährige ist seit 2014 Mitglied des Rats der Stadt Aachen und prägt dort vor allem als fachpolitische Sprecherin die Mobilitätspolitik der SPD. Für ihr herausragendes kommunalpolitisches Engagement wurde ihr 2015 der Helene Weber-Preis verliehen.

„Sie bringt alles mit, um Aachen stark in Berlin zu vertreten: Erfahrung, Empathie, Kreativität und viel Durchhaltevermögen“, erklärt Dopatka.

Auch Ulla Schmidt freut sich über die Nominierung: „Ich kenne Ye-One Rhie aus vielen Jahren der Zusammenarbeit. Sie ist zuverlässig, zielstrebig und vor allem liegen ihr die Menschen am Herzen.“

„Geburt, Kindergarten, Schule, Abitur, Studium und jetzt auch Beruf – ich bin durch und durch Öcherin“, so Rhie selbst. „Ich war immer wieder mal woanders, aber am Ende hat es mich doch immer wieder nach Aachen zurückgezogen. Ich liebe diese Stadt.“ Nach ihrem Studium an der RWTH Aachen arbeitet sie seit 2015 im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW in Düsseldorf. Zurzeit ist sie im Rahmen einer Abordnung als Referentin für Wissenschaftskommunikation am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen tätig.

„Ich bin eine junge Frau mit erkennbaren Migrationshintergrund. Ich habe viel Glück gehabt im Leben. Ich hatte viele Chancen, die andere Menschen nicht bekommen. Dafür bin ich dankbar. Aber gleichzeitig will ich das so nicht hinnehmen“, sagt Rhie über ihre Motivation. „Ich will Menschen eine Stimme im Deutschen Bundestag geben, die dort immer noch zu wenig vertreten sind.“

Und dafür hat sie auch die volle Rückendeckung ihrer Vorgängerin: „Ulla Schmidt hat immer Politik aus Überzeugung gemacht – mit Aachen im Herzen und jeden einzelnen Menschen in Blick. Darin wird sie mir immer ein großes Vorbild bleiben. Aber ich werde auf jeden Fall Wege einschlagen, die sie vielleicht nicht gegangen wäre. Ihr Leben und ihre Erfahrungen haben ihre Politik geprägt. Und genauso ist es auch bei mir. Das weiß sie und das unterstützt sie.“