Kultur, Freizeit & Sport für alle
Kultur
Wir sehen in der Kultur die Basis menschlichen Daseins; Kultur zu nutzen und zu gestalten, ist das, was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Kultur ist ein Lebensmittel. Kultur bildet das Fundament unseres Zusammenlebens, sie ist existenzielle Basis für eine offene demokratische Gesellschaft. Die kulturelle Freiheit, zu der wir uns bekennen, ermöglicht die kritische Auseinandersetzung mit Entwicklungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Kultur kann sowohl Utopien als auch Alternativen zu starren Konturen aufzeigen. Sie steht für Freiheit, Humanität und Solidarität. Sie weitet den Blick für Andersartiges.
Damit das kulturelle Leben in Aachen diese Aufgaben erfüllen kann, bedarf es der Sicherung und Modernisierung der kulturellen Infrastruktur unserer Stadt. Wir gehen von einer weiten Spannbreite des Begriffs Kultur aus, was bedeutet, dass wir keine wertende Unterscheidung zwischen Hoch- und Breitenkultur vornehmen. Für uns gehören die großen städtischen Kultureinrichtungen wie Stadttheater, Musikdirektion und Museen ebenso zur Infrastruktur einer kulturellen Szene wie die freie Kultur mit ihren Projekten und Theatern. Soziokulturelle Ansätze und Angebote der kulturellen Bildung kennzeichnen in gleicher Weise das kulturelle Gesicht unserer Stadt wie Festivals und Kleinkunst in Clubs. Wir wollen insgesamt das kulturelle Spektrum in seiner Dynamik im Blick behalten, was bedeutet, dass wir die neue Medienkultur einbeziehen werden.
Wir wollen bei der Sicherung und Modernisierung der Kultur in Aachen folgende Akzente setzen.
Unsere Ziele sind:
- Kultur ist öffentliches Gut; der Zugang muss für alle möglich sein.
- Kultur muss für alle bezahlbar sein; kulturelle Ziele dürfen kommerziellen Zielen nicht untergeordnet werden.
- Kulturschaffende und Akteur*innen in der Kulturszene müssen eine bessere soziale Absicherung erfahren; Förderpraktiken müssen entbürokratisiert und transparenter werden.
- Kulturschaffende und Akteur*innen in der institutionalisierten und freien Kulturszene sollen verstärkt zur Kooperation angeregt werden.
- Die Fortschreibung des finanziellen Anteils der Kultur am städtischen Haushalt muss abgesichert werden.
- Gebäude, die für Kultur zur Verfügung stehen, dürfen keiner weiteren Privatnutzung zugeführt werden.
Die städtischen Kultureinrichtungen
Das Stadttheater und der Musikbetrieb, die Museen und die Stadtbibliothek, die Volkshochschule und das Kulturhaus Barockfabrik prägen als städtische Kultureinrichtungen einen wesentlichen Teil des kulturellen Lebens unserer Stadt. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere städtischen Kultureinrichtungen weiterhin in der Lage sind, qualitativ hochwertige Kulturangebote und -veranstaltungen für unsere Stadt anzubieten. Dabei ist uns besonders wichtig, dass es allen Aachener*innen möglich ist, die städtischen Kultureinrichtungen zu besuchen.
Unsere Ziele sind:
- Die Eintrittspreise für Museen müssen so gestaltet werden, dass einkommensschwachen Mitbürger*innen der Zugang ermöglicht wird. Die Preisgestaltung der Theater- bzw. Konzertkarten muss den Aspekt der Zugänglichkeit für alle beibehalten.
- Die Zusammenarbeit von städtischen und freien Kultureinrichtungen muss einen festen Rahmen erhalten.
- Die Erhöhung des Kulturetats im städtischen Haushalt soll aufgrund des Inflationsindex jährlich angepasst werden.
- Volkshochschule und Stadtbibliothek sollen gestärkt und finanziell besser ausgestattet werden. Wir setzen uns für ein neues „Haus der Bildung“ mit Volkshochschule, Bibliothek und Medienzentrum an einem zentralen Standort ein.
- Im Stadttheater existieren unterschiedliche Tarifsysteme. Die Mindestgagen sind teilweise nicht angemessen. Die Stadt Aachen soll sich verpflichten, adäquate Mindestgagen zu zahlen, die beispielsweise anhand eines Mindeststundenlohns berechnet werden können. Eine solche Regelung sollte ebenfalls auf Gastengagements übertragen werden. Des Weiteren sollen bei Bedarf die Häufigkeit und Dauer von befristeten Engagements/Anstellungen überprüft werden.
- Die Sparte Tanz braucht im Aachener Kulturleben einen festen Platz. Wir sichern das Schrittmacher-Festival als eigenes Projekt in der Zusammenarbeit mit Heerlen und Eupen.
- Die Zusammenarbeit der Aachener Museen, wie sie momentan zur geplanten Ausstellungstrias zu Albrecht Dürer geschieht, soll weiter fortgeführt werden. Des Weiteren soll die Zusammenarbeit der städtischen Museen mit dem Kunsthaus NRW in der alten Reichsabtei Kornelimünster initiiert werden.
- In der Stadt Aachen existiert erfreulicherweise eine ausgeprägte Erinnerungskultur in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus; eine Erinnerungskultur an die Kolonialgeschichte ist jedoch nicht in umfangreichem Maße in der Stadtgesellschaft verankert. Die Stadt soll diese Erinnerungskultur fördern und ausbauen. Neben der Förderung bestehender Initiativen wären beispielsweise erinnerungspädagogische Projekte der Volkshochschule denkbar. Des Weiteren soll die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum präsent werden (z.B. durch Gedenktafeln). Dies schließt auch eine kritische Überprüfung der in Aachen vorhandenen Straßen- und Plätzenamen ein. Wir brauchen kommentierte und erläuternde Straßen- und Platzschilder. Wir schaffen die Voraussetzungen dafür, dass das Projekt „Wege gegen das Vergessen” in die Landesförderung aufgenommen werden kann.
Die freie Kulturszene
Die freie Kultur, die Theater und Galerien, die Musiker*innen und Kleinkünstler*innen prägen die kulturelle Vielfalt unserer Stadt. Diesen Kulturschaffenden und Akteur*innen in der Kulturszene gleichermaßen die Unabhängigkeit ihrer kulturellen und künstlerischen Arbeit zu ermöglichen und zu fördern, aber auch für deren finanzielle und strukturelle Absicherung zu sorgen, sehen wir als eine unserer zentralen kulturpolitischen Aufgaben an.
Unsere Ziele sind:
- Die Richtlinien zur Förderung der freien Kultur müssen überarbeitet werden. Die Vergabe der Mittel zur Förderung der freien Kultur (KAStE – Kulturförderung außerhalb städtischer Einrichtungen) sollte transparenter gestaltet werden. Kriterien hierfür könnten ein maximal zu fördernder Anteil an den Gesamtausgaben der kulturellen Aktivitäten oder ein festgeschriebener Eigenanteil sein. Des Weiteren muss die maximale Fördersumme von 40.000 EUR angehoben werden, da dies gerade bei Anträgen auf mehrjährige Förderung oft keine auskömmliche Förderung ermöglicht (z.B. aufgrund fester Spielstätten oder umfangreicher Jahresprogramme). Dies erfordert weitere Erhöhungen der KAStE-Mittel im Gesamten.
- Wir werden die Auflagen der Stadt zur Genehmigung von Straßenmusik liberalisieren. Konkret soll es eine Ausweitung der Örtlichkeiten und Auftrittszeiten geben. Zu prüfen ist eine vollständige Freigabe in einem gesetzten Zeitrahmen und mit Mindestabstand zwischen den Musiker*innen. Gebühren können digital via Smartphone abgerechnet werden.
- Darüber hinaus setzen wir uns für ein jährlich stattfindendes Straßenmusikfestival ein.
- Wir bringen eine Machbarkeitsstudie auf den Weg, wie die Fabrik Stahlbau Strang für Veranstaltungen und Events genutzt werden kann.
- Aachen benötigt einen einfach zu bespielenden Konzertsaal, der auch von Vereinen in Eigenregie genutzt werden kann. Die Ausstattung des Saals mit Bühnentechnik soll eine niedrigschwellige Nutzung ermöglichen. Dies werden wir zum Beispiel beim Umbau des Neuen Kurhauses in Erwägung ziehen.
Club- und Kneipenkultur
Ein attraktives Nachtleben ist ein wesentlicher Bestandteil einer dynamischen Großstadt. Die Nachtökonomie ist damit auch Standortfaktor im Wettbewerb mit den Städten in der Region und auch überregional. Aachen hat hier durchaus noch Potenzial. Allerdings kann ein reges Nachtleben auch durchaus Konflikte bedeuten: Geschäftsinhaber*innen und Clubbesucher*innen auf der einen Seite sowie Anwohner*innen auf der anderen. Und dazwischen die Verwaltung. Wir möchten die Clubkultur in Aachen stärken.
Unsere Ziele sind:
- Die Aachener Clubkultur soll als eigenständiger kulturwirtschaftlicher Bereich anerkannt werden. Clubs sollen als Kultureinrichtungen bzw. kulturellen Anlagen anerkannt und nicht als Vergnügungsstätten behandelt werden.
- Die Clubkultur soll in der Stadtentwicklung und der städtischen Kulturpolitik stärkere Beachtung finden; dies beinhaltet auch Förderprogramme für Infrastruktur und Programmarbeit der Clubkultur.
- Des Weiteren werden angesichts der aktuellen Situation Rettungsmaßnahmen für die Clubkultur erforderlich sein. Ein konkreter Vorschlag könnte sein, dass die Stadt Aachen einen Veranstaltungsraum für Clubkultur einrichtet und für wechselnde Veranstalter*innen zur Verfügung stellt. So könnten Programme und Formate erprobt und ermöglicht werden, die ansonsten zum Beispiel an der fehlenden Infrastruktur scheitern würden.
- In anderen großen Städten hat sich die Einrichtung eines*r Nachtbürgermeisters*in bewährt, um das Miteinander der verschiedenen Akteur*innen zu verbessern. Zwischenzeitlich wurde in der Verwaltung zwar ein fester Ansprechpartner für die Szene benannt; ein*e Nachtbürgermeister*in bringt die unterschiedlichen Akteur*innen jedoch deutlich aktiver zusammen, schnappt die Stimmung vor Ort auf und hilft bei der Erarbeitung von Lösungen.
Brauchtum
Auch Karneval, Maigesellschaft, Schützenfest, Kleingärten, Öcher Bend, der Historische Jahrmarkt, das SeptemberSpecial und Stadtteilkirmessen gehören wie unsere Sprache zu unserer lokalen Kultur. Wir wollen die Vereine weiterhin darin unterstützen, unser Öcher Brauchtum zu pflegen und in die nächste Generation zu tragen, und Schausteller*innen ausreichend Raum in unserer Stadt geben.
Unsere Ziele sind:
- Wir unterstützen das Vorhaben, im kommenden Jahr eine Ferienkirmes in der gesamten Innenstadt zu veranstalten, um die Aachener Schausteller*innen in dieser für sie schweren Zeit zu unterstützen.
- Die Aachener Lokalkultur, das Öcher Platt, das Schängchen und unsere Stadtgeschichte sind Teil des kulturellen und historischen Erbes unserer Stadt. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Brauchtum erhalten und auch in Zukunft weitergelebt wird.
- Ebenfalls fördern wir die Brauchtumskultur der Migrantenselbstorganisationen.
Sport bewegt Aachen
Aachen ist eine Stadt mit vielen begeisterten Sportler*innen. In den Aachener Vereinen sind über 60.000 an der Zahl in Bewegung und auch die Individualsportler*innen, die nicht vereinsgebunden ihren Sport ausüben sind ein wichtiger Faktor in der Sportstadt Aachen.
Der Ruf als Sportstadt hat durch den Abstieg von Alemannia Aachen aus den obersten Ligen des deutschen Fußballs in den letzten Jahren gelitten und auch der Verlust des Status als Bundesleistungsstützpunkt beim Turmspringen war ein herber Verlust für Aachen als Standort des Spitzensports.
Herausragend ist Aachen nach wie vor als Hochburg des Reitsports mit dem jährlichen CHIO und einer Vielzahl von internationalen Wettbewerben.
Durch den Aufstieg der Ladies in Black im Jahr 2008 in die Volleyball-Bundesliga ist ein neuer Schwerpunkt des Spitzensports in unserer Stadt und Region hinzugekommen.
„Ohne Basis keine Spitze“ gilt auch für den Aachener Sport. Die Vielzahl der Sportvereine für eine breite Palette aller Sportarten und ihr Zusammenschluss im Stadtsportbund Aachen e.V. muss gepflegt und unterstützt werden. Hier leisten ehrenamtliche Frauen und Männer wertvolle Arbeit für den Sport aller Altersgruppen.
Als Hochschulstadt verfügt Aachen mit dem gemeinsamen Hochschulsportzentrum der RWTH und der FH Aachen über ein Sportangebot der Hochschulen in unserer Stadt, das verdient hat, stärker wahrgenommen zu werden.
Unsere Ziele sind:
- Die Sicherung der Teilhabe am Aachener Sport für alle Altersgruppen, für Personen mit Beeinträchtigungen, diskriminierungsfrei und unabhängig vom persönlichen Einkommen,
- Initiierung eines Programms „Aachen schwimmt“ gemeinsam mit den Aachener Schwimmvereinen, Schulen und Kindertagesstätten, das insbesondere Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, sicheres Schwimmen zu erlernen,
- Ausbau des Sportparks Soers unter anderem mit einer Großsporthalle, die den Standards für Bundesligaspiele im Volleyball und Handball und weiterer Ballsportarten entspricht,
- die Unterstützung der Wiederaufnahme des Turmspringens in der Ulla-Klinger-Halle in die Gruppe der Bundesleistungsstützpunkte sowie die Schaffung weiterer Landes- oder Bundesstützpunkte in anderen Sportarten in Kooperation mit dem Stadtsportbund Aachen e.V.,
- Unterstützung des Fußballnachwuchses bei Alemannia Aachen und den Aachener Fußballvereinen,
- Unterstützung der Sportvereine bei der Etablierung neuer Sportarten (inkl. deren Anlagen) im Breiten- und Spitzensport,
- ein Sporthallen- und Sportplatzsanierungsprogramm sowie eine zeitgemäße Ausstattung unserer Sporteinrichtungen mit Sportgeräten und Trainingsmaterial,
- öffentliche Belegungspläne für unsere Sporteinrichtungen, um möglichst vielen Personen mit und ohne Verein Sportangebote zu ermöglichen und unsere Sportstätten optimal nutzen zu können,
- Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Hochschulsportzentrum der Aachener Hochschulen,
- Stärkung der Zusammenarbeit mit Sportvereinen und Sportorganisationen in der Euregio,
- Ausbau des Breitensports, insbesondere auch in den öffentlichen Grün- und Parkanlagen durch mobile Angebote,
- Stärkung und Ausbau der Anerkannten Bewegungskindergärten der Stadt Aachen
- und die Einrichtung eines kommunalen eSport-Hauses als Begegnungszentrum. In diesem sollen neben dem Sport auch Medienkompetenzen vermittelt werden und klassische Bewegung als Ausgleich angeboten werden. Darüber hinaus unterstützen wir aktiv die Etablierung von eSport-Abteilungen in bestehende Sportvereine. Die bereits bestehende Sportförderung der Stadt Aachen möchten wir auch auf den eSport-Bereich ausweiten.
Aachen, die für alle Stadt. Unser Wahlprogramm 2020–2025
Die Digitalisierung aller Lebensbereiche, der fortschreitende Klimawandel und unsere immer älter werdende Gesellschaft; das alles wird die Aachener Kommunalpolitik in den kommenden Jahren prägen. Diese Herausforderungen wollen wir vorausschauend und mit Tatkraft angehen. Was wir dabei nicht aus den Augen verlieren werden, ist, worum es wirklich geht: um ein liebenswertes Aachen für alle Menschen, die hier leben.