Erschwingliches Wohnen und Standortvorteile für Aachen ermöglichen

Grüne und SPD wollen mit zwei Ratsanträgen Impulse gegen den Fachkräftemangel setzen.

Fehlende Fachkräfte und offene Ausbildungsstellen sind ein wachsendes Problem. Nicht nur in Aachen, aber auch hier, wird die Situation immer drängender. Die Ursachen dafür sind vielfältig – ein Punkt, der jedoch von Azubis und Arbeitnehmer*innen, aber auch von Ausbildungsbetrieben und den Kammern immer wieder genannt wird, ist die Schwierigkeit, eine bezahlbare Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes zu finden.

Mit den beiden Ratsanträgen „Bau von Werkswohnungen ermöglichen“ und „Gründung eines Azubiwerks für Aachen“ wollen Grüne und SPD nun etwas Bewegung in das Thema bringen.

Umfassende Unterstützung für Azubis

Was für Arbeitnehmer*innen gilt, trifft auf Auszubildende sogar noch mehr zu: bei ihnen ist der finanzielle Spielraum noch geringer, und seit Längerem kann man die Tendenz beobachten, dass Azubis seltener in Aachen wohnen und stärker aus der StädteRegion einpendeln – teilweise ziemlich weit.

Ein Grund, warum sich ein breites Bündnis von Kammern, Gewerkschaften, dem Mieterschutzbund und der SPD bereits im Sommer 2023 zusammengetan haben, um die Gründung eines Ausbildungswerks für Aachen anzuregen. Das Werk soll allerdings nicht nur für günstige Wohnungen sorgen, sondern Auszubildende auf verschiedenen Ebenen unterstützen – im Idealfall vergleichbar mit den Studierendenwerken.

„Hier sind verschiedene Modelle denkbar, die in anderen Kommunen bereits angewendet werden“, erläutert SPD-Ratsherr Mathias Dopatka. Mancherorts bauen die Auszubildendenwerke, selbst Wohnungen, und beraten in eigenen Einrichtungen, andernorts nehmen sie eher eine Lotsenfunktion ein – als Ansprechpartner für alle Sorgen der oft noch minderjährigen Auszubildenden. Die Lösung kann dann auch eine Wohnung sein, die vom Azubiwerk vermittelt wird oder ein Beratungsangebot, das etwa die Handwerkskammer – als Mitglied des Ausbildungswerks – anbietet.
„Wir wünschen uns, dass die Verwaltung gemeinsam mit den Partner*innen der Initiative eine Lösung für Aachen entwickelt, die gut passt und vor allem schnell wirkt!“ betont Dopatka.

Sollten sich die Beteiligten schnell einig werden, wären laut Norbert Plum alsbald Azubiwohnungen an der Burtscheider Brücke denkbar, wo die Gewoge Wohnungen baut – aktuell nur für Studierende. Durch geänderte Förderbedingungen in Bund und Land wäre es nun möglich, die Wohnungen auch an Azubis abzugeben.

Werkswohnungen

Werkswohnungen sind keine neue Idee, früher gab es viele davon in Aachen. In den vergangenen 20 Jahren haben jedoch die meisten Betriebe ihre Wohnungen verkauft, da sie nicht rentabel genug schienen. Heute hat sich die Situation am Wohnungs- und am Arbeitsmarkt jedoch so verschärft, dass über solche Konzepte wieder neu nachgedacht werden sollte. Die Koalition möchte daher mit ihrer Initiative Firmen wieder dazu ermuntern, solche Wohnungen anzubieten.

Wie soll das funktionieren? Der Hebel, den die Politiker*innen hier sehen, ist die Konzeptvergabe städtischer Grundstücke. Diese werden in der Regel mit einer Auflage an Investoren vergeben. Beispielsweise erhält eine Firma ein städtisches Grundstück in Erbpacht mit der Verpflichtung, dort geförderte oder ökologisch nachhaltige Wohnungen zu bauen. Nun soll es auch möglich sein, ein solches Grundstück zu günstigen Konditionen an Unternehmen zu vergeben, die dort Werkswohnungen für ihre Angestellten bauen.

„Damit könnten wir mehrere wichtige Punkte verbinden: Wir setzen einen Impuls für Fachkräfte, nach Aachen zu ziehen, der Wohnungsmarkt entspannt sich, und außerdem lassen sich unnötige Pendelstrecken reduzieren“, betont Doris Kurschilgen, Ratsfrau der Grünen und Mitglied im Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss.

Der Antrag deckt natürlich nur einen Teilbereich dessen ab, wie Unternehmen ihre Angestellten mit günstigem Wohnraum unterstützen können. „Wir hoffen, auch zum Nachdenken anzuregen, was über die Konzeptvergabe hinaus möglich ist“, betont daher Sebastian Breuer, wohnungspolitischer Sprecher der Grünen. Zum Beispiel könne jedes Unternehmen auch jetzt schon Belegungsrechte für Wohnungen erwerben, und diese ihren Angestellten vergünstigt zur Verfügung stellen.